Liebe Steffi,
das mag jetzt extrem kitschig klingen, aber: Du hast mein Leben verändert.
Vielleicht sollte ich jetzt schon mal betonen, dass ich kein Stalker bin, ich bin nicht verrückt und ich fühle mich auch nicht auf andere Weise zu Dir hingezogen. Ich würde mich nicht mal als Fan bezeichnen.
Mein Name ist Jessica und ich bin ein Münchner Kindl Anfang 30.
Was hast Du nun mit Dir zu tun? Um ehrlich zu sein, frage ich mich das auch. Täglich! Ich kann es nämlich selbst nicht so ganz nachvollziehen. Aber anscheinend sehen wir uns sehr ähnlich. Zumindest denkt die Welt da draußen das. Beinahe täglich fragt mich jemand ob mein Name Steffi sei, „Sind Sie’s?“ (natürlich bin ich ich!), oder ich bemerke verhaltenes Getuschel um mich herum. Meine Freunde amüsiert das immer köstlich. Die sind drauf und dran mich zu vermarkten.
Die unglaublichsten Geschichten sind mir schon passiert. So mancher wollte schon mit mir ins Gespräch kommen, um Details aus dem Leben von Steffi Jones zu erhaschen. In der U-Bahn werde ich von Obdachlosen angesprochen, auf Straßenfesten von der Sängerin, die gerade noch auf der Bühne geträllert hat und im Elektrofachmarkt gab es schon mal einen etwas übereifrigen Verkäufer, der mir so nahe gekommen ist, dass ich ohne Einkauf die Flucht ergreifen musste.
Sogar in Frankfurt gibt es solche Zwischenfälle. Als ich aus der Straßenbahn stieg und mich drei Personen anglotzten und mir Deinen Namen hinterher riefen bin ich fast vom Glauben abgefallen. Wenn sogar die Frankfurter nicht wissen wie Steffi Jones aussieht, wer dann!?
Auch aktive Fußballerinnen verschonen mich nicht mit dem, was Ihnen auf dem Herzen liegt: „Du siehst schon aus wie Steffi Jones“. Beim FFC Wacker und beim FC Bayern gibt es die ein oder andere, die das immer wieder lustig findet. Meistens finde ich es ja auch lustig. Meistens.
Eigentlich schmeichelt es mir ja auch, wenn mich mal wieder jemand verwechselt. Schließlich hätte mich wirklich schlimmer treffen können! Ich könnte aussehen wie Steffi Graf – das wäre bitter.
Man kommt mit Gott und er Welt ins Gespräch. Das hat schon was. Allerdings ist es manchmal auch ernüchternd, wenn mein Gegenüber nach langer Diskussion einsieht, dass ich wirklich nicht Steffi Jones bin und mich anschließend einfach stehen lässt. Besonders Frauen machen das sehr gerne.
Übrigens habe ich noch nie bestätigt, dass ich Du bin. Meistens versuche ich gleich zu klären, dass eine Verwechslung vorliegt. Es macht aber trotzdem Spaß die Frage unbeantwortet im Raum stehen zu lassen. Manchmal bringe ich es auch einfach nicht übers Herz mein Gegenüber zu enttäuschen. So kommt es dann auch mal vor, dass ich mal eine ganze Reisegruppen in dem Glauben lassen, dass sie gerade mit Steffi Jones gesprochen haben.
Das geht jetzt seit Jahren so. Anfangs war ich irritiert, mittlerweile ist es Alltag.
Trotzdem würde ich sagen, dass Du mein Leben positiv verändert hast. Die Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen sind zwar manchmal nervig, aber meistens doch herzlich und vor allem habe ich immer etwas zu erzählen und kann meine Familie und Freunde immer wieder erheitern. Besonders letztes Jahr habe ich intensiv darüber nachgedacht auszuwandern.
Ich werde nun anfangen all diese Erlebnisse hier niederzuschreiben. Da wird wohl auch einiges zusammenzukommen.
Sofern Du Interesse daran hast, Deinem Alter Ego aus München gegenüber zu treten, würde ich mich sehr darüber freuen. Zum einen hätte ich gerne mal ein Foto von uns beiden, damit ich Beweise vorlegen kann, dass ich nicht Du bin und Du nicht ich. Außerdem würde ich mich dann tatsächlich auch gerne mal mit Dir unterhalten. Ich hab so viel mit Dir zu tun und weiß gar nicht wer und wie Du bist. Das ist ja kein Zustand 😉
Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit zu einem kurzen Plausch. Ich fänd das toll!
Grüße aus München,
die jessi